Tagebucheintrag, Charles Thoreau: Die erste Nacht an Bord der Antigua

Tagebucheintrag zu Episode 4

 

Tagebuch,

Erst die erste Nacht an Bord und schon passt es mir überhaupt nicht. Vom Wellengang wird mir schlecht, der Affenkopf-Papagei will einfach nicht ruhig sein – irgendwann treffe ich ihn – dann bleibt ihm nichts anderes übrig. Alles bis auf den Papagei ist zu ruhig dafür, dass wir zu einer Schatzsuche aufbrechen, bei der Abenteurer verschollen sind und für das, was in London passiert ist. Und in der Mitte von alldem steht Captain Brooks. Dieser überkorrekte, unfehlbare sowieso perfekte Kapitän Alles-ist-gut-solange-du-genau-das-tust-was-ich-verlange.

Kapitän Brooks… irgendwas stimmt mit ihm nicht. Er zieht den Tod an. Überall wo er ist, gibt es Ärger. Ein Vorstellungsgespräch endet im Schusswechsel. Wir kommen, nach Bombenexplosionen und rote Wölfe-Hinterhalten, an den Hafen – Scharfschütze. Und das erste, was ihm nach all dem einfällt, ist es, mir den Dolch abnehmen.

Es wirkt, als wäre das Ganze ein abgekartetes Spiel. Mir fehlt nur noch ein Puzzlestück, bevor ich an eine Verschwörung glaube. Eine, bei Brooks nicht der Gute ist. Es würde mich nicht wundern, wenn die Wissenschaftler wegen Brooks verschwinden. Erst entdecken sie für Brooks die Schätze und dann „verschwinden“ sie, weil er der ach so vorbildliche Kapitän die Schätze für sich einsacken will. Welchen Part die roten Wölfe darin spielen würden, weiß ich noch nicht. Vielleicht irgendwelche durchgedrehten Kunstsammler. Wie damals in Brighton. Hafenstädte tendieren ja zu einem florierenden Kunsthandel. Wie die Kunstwerke da eigentlich hinkommen weiß auf Nachfrage natürlich niemand. Nur, dass sie nach Ankunft im Hafen frei zur gewaltsamen Akquirierung stehen.

Das allerschlimmste an dieser Scharade von Abenteuer sind aber die zwei überkorrekten Autoritätskonformisten mit denen ich hier reingeworfen wurde. Als Brooks mir den Dolch (für den ein Freund gestorben ist!) abnehmen wollte und ich mich geweigert habe, ihn einfach so abzugeben, fallen die mir in den Rücken. Dabei ist es offensichtlich, dass es irgendwas mit ihm auf sich hat. Angenommen er ist kein Sammlerstück, was teuer verkauft werden kann, sondern tatsächlich ein Artefakt, was zu irgendwas der Schlüssel ist… Wenn die roten Wölfe ihn für irgendwas brauchen, dann kann ihn auch der hochgelobte Kapitän zu etwas gebrauchen, über den wir nur wissen, dass alles um ihn rum in Lebensgefahr schwebt. Und wenn zwei Fraktionen mit einer solch offensichtlichen Agenda ein Artefakt haben wollen – dann sollte es keine bekommen. Zu gefährlich.

Ich hoffe, dass ich es noch hinbekomme, den beiden gesunden Menschenverstand zu vermitteln. Und dass dieses verdammte Schiff aufhört zu schwanken. Und dass wir bald aus diesen erbärmlichen Hängematten herauskommen, bei denen einem drei fette Seemänner die ganze Nacht ins Ohr schnarchen. Und dass dieser scheiß Papagei endlich aufhört zu krächzen.

Die Story, für die ich das ganze durchmache, muss verdammt gut sein.

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